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Meine Kindheit - (3/4)

Mit etwa dreieinhalb Jahren musste sie sich wieder einmal sehr wundern.


Ihre Mutter – Gabriele war noch immer dabei, sich daran zu gewöhnen, dass nun diese schöne Frau ihre Mutter war, denn sie erinnerte sich noch zart an eine andere Mutter, die sie früher gehabt hatte – nun diese heutige Mutter sagte eines Tages seufzend und nicht gerade glücklich:

“Na ja, ein Gutes hatte die Ehe mit eurem Vater wenigstens: sonst gäbe es ja euch nicht.”Gabriele konnte es nicht glauben. War ihre Mutter wirklich so dumm? Wusste sie es wirklich nicht?

“Ich bin doch schon immer und werde immer sein.” Und wie immer wurden ihre Gedanken nicht gehört. Und sie wusste: wenn sie nicht in diese Familie gekommen wäre, dann wäre sie jetzt ganz einfach anderswo, vielleicht nicht unbedingt in einer anderen Familie, aber sie würde sein!


Etwas bereitete Gabriele lange Zeit Kopfzerbrechen. Sie beobachtete oft, wie die Bilder, die sie um die Köpfe der Menschen sah, während diese etwas erzählten, vom Inhalt abwichen. Nun, hier auf der Erde war ja vieles sehr anders. Das musste wieder eine der merkwürdigen Höflichkeitsformen sein, die Menschen so pflegten. Aber es wollte so gar keinen Sinn ergeben. Jeder konnte doch die Wahrheit sehen, wie es sich wirklich ereignet hatte. Sollten die Worte irgendwie trösten oder etwas anderes bewirken?


Eines Tages begriff sie das Ungeheuerliche: die Menschen konnten die Bilder  offensichtlich nicht sehen. Was sie da taten, nannte man lügen.


Sie liebte es, abends beizeiten zu Bett zu gehen, denn sie freute sich immer sehr auf ihre Träume und Begegnungen in der Nacht. Und morgens, sie stand stets alleine auf ohne geweckt werden zu müssen, war sie sehr erfüllt von den nächtlichen Erlebnissen und ließ sie in Ruhe in sich nachschwingen. Manchmal träumte sie auch von Ereignissen, die dann etwas später eintrafen.

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